Sprecher: Nach einem Fehlschlag mit seiner Studentenpartei, gründete Beuys eine Organisation der Nichtwähler. Ziel ist, Abschaffung des Parteiensystems. Durch Volksabstimmung soll das Volk selbst über alle politischen und gesellschaftlichen Fragen entscheiden. Alle Macht und alle Rechte gehören dem Volk.
“Das klingt aber sozialistisch, kommunistisch was sie sagen!”
Beuys: “Nein.”
Gemurmel…
Sprecher: Beuys formuliert: Kunst= Freiheit = Mensch. Eine faszinierende Formel. Aber kann sie politisch mehr sein als Utopie? Beuys in der Diskussion in der Klasse. Beuys: “Ich halte das durchaus nicht für eine Utopie, denn dass das ….” Fade out…
Schüler:”Dass man durch einen Lehrer wie Beuys jetzt die Möglichkeit hat, dass zu machen, aber ich glaube nicht, dass das in irgendeiner Weise real politische Folgen haben könnte. Das Leute wirklich einsehen, durch die Arbeit, die Sie hier machen, sich selbst zu verändern und in einen Veränderungsprozess auch draußen mit einzusteigen. Die Möglichkeit sehe ich nicht so wie in dem Rahmen zum Beispiel einem Studium der Politologie oder Studium der Soziologie!”
Beuys:”Das was wir hier vorschlagen heisst: Freier Demokratischer Sozialismus. Es müßte als gerade noch das hinein, was Freiheit ist. Aus diesem Grunde kann auch gerade dass aus der Kunst geleistet werden.”
Pause.
6:32 Schüler spricht zur Schülerin:
“Deine Kunst wird doch auch durch Beuys manipuliert, weil Beuys eben die Politik mit reinbringt in die Kunst.”
Schülerin: “Nein, dass stimmt doch einfach nicht. Du schmeisst jetzt zwei Sachen durcheinander. “
Pause.
Beuys: “Und ich habe gerade gesagt, wenn Soziologie sich dieser Methode bedient, dass sie dann an eine Grenze stößt, die sie aufheben muss. Sie muß einfach menschenkundliche Begriffe finden, die organisch, dass beleuchten, was menschliches Empfinden sind, die sich nach der Methode nicht ergründen lassen, was menschlicher Wille ist. Und ich habe gesagt innerhalb der Phänomenologie der revolutionären Bewegungen, die auch im Untergrund vorhanden sind, wie im Hippietum und im Rockertum ….”
Aus dem Off: Schüler: “Von vielen Seiten habe ich jetzt gehört, dass seitdem die Politik hier an der Akademie ist, dass seit dem, man kann nicht mehr so arbeiten wie früher.
…Beuys: “Alle diese Kräfte müssen ihre gegenseitigen Grenzen aufheben, um zur politischen Organisation zu werden.”
Sprecher: Das bedeutet nach Beuys eine Evolution auf allen Gebieten, Überwindung starrer Fronten, Erweiterung des politischen Bewusstseins. Manches klingt nach schierem Anarchismus. Aktionen, die vielleicht künstlerischen Bereichen entstammen, verlassen den Elfenbeinturm der Ästhetik. Sie verstehen sich nicht als marxistische Politkunst, dabei sind sie mehr als bloss Hoffnungen. Etwa, wenn hier die Fahne der Bundesrepublik Deutschland und der DDR aneinander genäht werden.
Beuys stammt vom Niederrhein aus Kleve. Biographie und Werkverzeichnis sind für ihn identisch. Jeder Umgang mit Menschen oder Dingen ist Teil seiner künstlerischen Aktivität. Auf diese Weise kam es zu jeder bekannten Mystifizierung seiner Person. Wenn man weiss, dass Beuys ursprünglich Naturwissenschaftler werden wollte sieht man in manchen seiner Theorien Parallelen zu Vorgängen in der organischen Chemie. Tausende von Zeichnungen und Objekten lagern in der … Sammlung. Es fällt schwer diese Arbeiten in ästhetische Kategorien einzuordnen. Oft sind es Relikte von Aktionen, oder sie haben den Charakter von Zeichen, denen ein Denkprozess vorausging. Oder sie versinnbildlichen ein Erlebnis.
Beuys:” Das hat zwar eine Thematik im Ganzen, aber die lässt sich hier auch nicht in ….Sätzen ausdrücken. Also dieses skelettierte, abgehäutete Hand… Aber eigentlich ist das so gemeint… so, so, so… Also das lässt sich nicht umschreiben, wie ich den Vorgang empfinde. Sagen, wir mal so. So, so, so. Ich kann es im Moment nicht in Sätze formen.”