Joseph Beuys and his class - Joseph Beuys und seine Klasse 1971
Excerpt of the transcript of the documentary on Joseph Beuys and his art class in 1971 in Düsseldorf. Film by Hans Emmerling and Edwin K. Braun
English translation:
Beuys to a student in Düsseldorf Art academy: “You shouldn't make the abstract claim that you have to achieve all of this, but try to proceed in steps, you should always achieve as much as possible. Always work with possibilities. Not with abstract demands saying that I want to be as good as Mozart. I mean, it is okay to have that wish. But don't just say that if I don't become as good as Mozart, then I'll give up, then I'll give up. That is wrong.
If I take a step and initially think it is the right one, I don't need to be so convinced that I will consider it to be right for all eternity. Since everything in development takes place in steps, in stages, I know that my decision today is not the decision forever. But the decision for now. It might last until tomorrow. A piece of wisdom that I tapped into yesterday, I'll probably have to contradict tomorrow and under certain circumstances possibly to be contradicted. And if someone says you said something different yesterday, then you can only say, but today is today. Today I say this, don't I?"
Student: "But then I get so confused."
Beuys: “No, not at all, when you get an idea that everything is developing, that everything is changing, but not changing arbitrarily, but rather you are called to determine for yourself how it changes, then it does not get confused, but then it builds up, then one builds up on the other.
Student: "But then I go round in circles."
Another student: “No, you build on it knowing that the decision you made yesterday is wrong for today, but for yesterday's situation under these conditions, this and that constellation it was the right one. Then you can use this building block another time, put it in the pit, put it away. You can't use this building block for today's situation, you have to find a new building block, but you have the building block for the situation that just happened before, which had very specific requirements. You have it with you, you've acquired it."
Beuys: “So that's your skill, isn't it? So that's very nice with this building block. This building block can be proven to be eminently important at a much later point in time. If you can´t use today what you said tomorrow, yesterday, you can perhaps use it again in ten years."
Excerpt from Joseph Beuys und seine Klasse 1/3, findable online. In courtesy of BeuysTV.
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Auszug aus dem Transkript des Dokumentarfilms: Joseph Beuys und seine Klasse 1971 in Düsseldorf. Film von Hans Emmerling und Edwin K. Braun.
Beuys: “Man soll nicht die abstrakte Forderung stellen, ich muss das alles erreichen, sondern man soll versuchen in Schritten vorzugehen, man soll soviel wie möglich erreichen. Immer nur mit Möglichkeiten arbeiten. Nicht mit abstrakten Forderungen sagen, ich möchte so gut werden wir Mozart. Ich meine der Wunsch kann ja vorliegen. Aber nicht einfach sagen, wenn ich nicht so gut werde wie Mozart, dann verzichte ich, dann resigniere ich. Das ist falsch.
Wenn ich einen Schritt mache und den zunächst für den richtigen halte, brauche ich nicht so überzeugt davon sein, dass ich ihn für alle Ewigkeiten für richtig halte. Da sich alles in Entwicklung vollzieht in Schritten, in Stadien, weiss ich dass meine Entscheidung von heute, nicht die Entscheidung für immer ist. Sondern erstmal für jetzt. Sie reicht vielleicht bis morgen. Eine Weisheit, die ich gestern verzapft habe, der muss ich wahrscheinlich schon morgen widersprechen. Und unter Umständen widersprechen. Und wenn einer sagt, du hast aber gestern was anderes behauptet, dann kann man nur sagen, aber heute ist heute. Heute sage ich diese,s nicht?”
Studentin: “Aber dann wird man so verwirrt.”
Beuys: “Nein, gar nicht, wenn man eine Vorstellung davon bekommt, dass alles sich entwickelt, dass alles sich ändert, aber sich nicht willkürlich ändert, sondern man aufgerufen ist, selbst zu bestimmen, wie es sich ändert, dann wird es nicht verwirrt, sondern dann baut es sich auf, dann baut eins auf dem anderen auf.”
Studentin: “Aber dann wird es ein Kreis.”
Anderer Student: “Nein du baust darauf in dem du weisst, die Entscheidung, die ich gestern getroffen habe ist für heute falsch, aber für die gestrige Situation unter den und den Vorraussetzungen, der und der Konstellation war die richtig, dann kannst du es ja als Baustein wieder verwenden, zu Grube legen, weglegen. Diesen Baustein kannst du zwar für die heutige Situation nicht gebrauchen, du musst einen neuen Baustein finden, aber den Baustein hast du für die Situation, die eben mal gewesen ist, die ganz bestimmte Voraussetzungen hatte. Den Hast du ja eingepackt, den hast du erarbeitet.”
Beuys: “Das ist also deine Fähigkeit, nicht? Also das ist sehr schön mit diesem Baustein. Dieser Baustein kann sich als eminent wichtig erweisen, zu einem viel späteren Zeitpunkt. Kann man das was man morgen, gestern gesagt hat und heute nicht gebrauchen kann, kann man aber vielleicht in zehn Jahren wieder gebrauchen.”
Mit freundlicher Genehmigung von BeuysTV. Danke sehr! Hier gehts weiter mit dem Transkript Teil2.